Das Virtuelle Museum in Karlsruhe

LOST GENERATION ART

Zur Sammlung ➤

Die Kunst der Verschollenen Generation

Ein neues Museum für die Kunst der Verschollenen Generation in Karlsruhe

Ziele und Motivation

und warum Karlsruhe der richtige Standort ist

Kunst gegen das NS-Regime

Neue Werke

Der Tiefpunkt der NS-Kulturpropaganda

„Entartete Kunst“
München 1937

Die Diffamierung der Moderne

Thema des Monats

Der Tiefpunkt der NS-Kulturpropaganda

verfolgt...

Unser Virtuelles Museum erinnert an die Künstlerinnen und Künstler, deren Leben sich mit dem Ende der Republik von Weimar und dem Machtantritt der Nationalsozialisten so jäh verändert hat. Ihre Werke wurden als "entartet" diffamiert, viele wurden zerstört. Das galt insbesondere für jüdische Künstler.

Viele von ihnen wurden in Konzentrationslagern oder psychiatrischen Anstalten ermordet. Andere sind entweder in die innere Emigration gegangen oder haben Deutschland verlassen. Mit Blick auf kommende Repressionen oder Deportationen haben viele keinen Ausweg mehr gesehen und haben ihr Leben selbst beendet.

Mit dem Überfall der Wehrmacht auf die Nachbarstaaten wurden auch die jüdischen Künstler in diesen Ländern zum Opfer der NS-Ideologie.

Georg Schrimpf - Porto Ronco 1925

Georg Schrimpf – Porto Ronco 1925

...und vergessen

Heinrich Heidner - Spreedampfer 1926

Heinrich Heidner – Spreedampfer 1926

Viele der deutschen Überlebenden sind nach dem Krieg zurückgekommen, andere haben Deutschland für immer den Rücken gekehrt. Einige haben sogar ihren deutschen Namen abgelegt. Da sie nach dem Krieg oft nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen konnten, gerieten sie in Vergessenheit.

Dafür mitverantwortlich war die Tatsache, dass nach dem Ende des Krieges in Kunst- und wissenschaftlichen Organisationen der Bundesrepublik Deutschland nach wie vor nationalsozialistische Entscheidungsträger führende Positionen innehatten. Der Begriff "Verschollene Generation" wurde 1980 von dem Kunsthistoriker Rainer Zimmermann geprägt und umfasste nicht nur bildende Künstler, sondern auch Musiker und Literaten.

wiederentdeckt...

Ab den 1990er Jahren wurden die Werke dieser Künstlerinnen und Künstler wiederentdeckt. Wir legen nun mit unserer Präsentation der "Lost Generation Art" den Grundstein für die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung, die das Ziel hat, die Werke dieser Künstlerinnen und Künstler in einigen Jahren in einem Privatmuseum analog zu präsentieren.

Die Sammlung umfasst zur Zeit mehr als 100 Kunstwerke und wird ständig erweitert. Priorität haben nicht alleine die Werke, sondern auch die oft unbekannten Lebensschicksale und Biographien der vom NS-Unrechtsstaat Verfolgten. Auch in der Kunstwissenschaft finden diese Künstler in den letzten Jahren mehr und mehr die Beachtung, die ihnen zusteht.

Paula Wimmer - Winterfreuden 1915

Paula Wimmer – Winterfreuden 1915

...und wieder zu sehen

Julius Rosenbaum - Gasometer in Schöneberg 1932

Julius Rosenbaum – Gasometer in Schöneberg 1932

Seit 2017 gibt es in Salzburg das Museum "Kunst der Verlorenen Generation". Es ist ebenfalls eine private Initiative und das bisher einzige Museum, das ausschließlich diesen Künstlern gewidmet ist. Viele dieser Künstlerinnen und Künstler haben nach wie vor keinen Eintrag in der deutschen Wikipedia.

Wir recherchieren und rekonstruieren ihre Biographien, stellen diese bei Wikipedia ein und geben die neuen Informationen bei jüdischen Künstlern an die Zentrale Datenbank der Holocaustopfer in Yad Vashem weiter. Damit tragen wir dazu bei, dass diejenigen, die von der Geschichte ins Abseits gedrängt wurden, wieder ein Gesicht erhalten und vor allem nachträglich die Anerkennung erfahren, die ihnen zu Lebzeiten verwehrt wurde.

Ein neues Museum - Ziele und Motivation

Die Idee, in Karlsruhe ein Museum zu gründen, das ausschließlich den Künstlerinnen und Künstlern der Verschollenen Generation gewidmet ist, würde eine bedeutende Lücke in der deutschen Museumslandschaft schließen und wäre ein starkes Zeichen der Anerkennung für jene Künstler, die während der NS-Zeit diffamiert, verfolgt und schließlich aus dem kulturellen Gedächtnis gedrängt wurden. Es würde zur Erinnerungskultur beitragen, die Mechanismen der Ausgrenzung sichtbar machen und eine eigenständige Plattform für Provenienzforschung sowie die wissenschaftliche Aufarbeitung ihrer Biografien und Werke bieten.

Karlsruhe besitzt für ein solches Museum eine besondere historische Authentizität. Schon in den Jahren vor 1933 war die Stadt ein Zentrum, in dem moderne Kunst zunehmend unter Druck geriet. Völkische und rechtsextreme Kulturkreise hatten großen Einfluss auf Museen und Hochschulen. In diesem Klima wurde im Herbst 1932 – also noch vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten – der Maler Hans Adolf Bühler, bekennender Antisemit, NSDAP-Mitglied und entschiedener Gegner der Moderne, zum Direktor der Kunstakademie berufen.

Bühler organisierte am 8. April 1933 in der Kunsthalle in Karlsruhe eine Ausstellung mit dem Titel „Badische Regierungskunst 1918–1933“, die, zeitgleich mit der Mannheimer Schau „Kulturbolschewistische Bilder“, zu den ersten öffentlichen Diffamierungen moderner Kunst überhaupt gehört. Die Karlsruher Zeitung bezeichnete die Präsentation damals als „Schreckenskammer der Kunst“.

Damit war der Begriff geboren, der sich neben der Bezeichnung „Schandausstellung“ anschließend deutschlandweit durchsetzte. Erfunden hat ihn Curt Amend, der Chefredakteur der Karlsruher Zeitung. Die bewusst chaotische Hängung und die abwertenden Kommentare dienten später als Blaupause für die große Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937, die in vielen Städten in Deutschland und Österreich gezeigt wurde.

Zwar existiert seit 2017 in Salzburg das „Museum der Verlorenen Generation“, doch eine vergleichbare Institution in Deutschland, dem Ursprungsland der Verfolgung, hätte eine besondere symbolische Bedeutung.

Unser Ziel ist es daher, dieses Projekt konsequent umzusetzen und es vollständig durch private Mittel im Rahmen einer gemeinnützigen Stiftung zu finanzieren. Dafür benötigen wir weitere Werke von Künstlerinnen und Künstlern der Verschollenen Generation und freuen uns über jedes Werk, das uns zum Kauf angeboten oder gespendet wird.

Der geplante Eröffnungstermin ist der 8. April 2033 – genau der Tag, an dem 100 Jahre zuvor die „Schreckenskammer der Kunst“ in Karlsruhe ihre Pforten geöffnet hat. Ab diesem Tag – übrigens ein Freitag – werden die Werke der Verschollenen Generation wieder in jener Stadt sichtbar sein, in der sie ein Jahrhundert zuvor als „entartet“ gebrandmarkt wurden.

Die Topographie der Hoffnung

Ardi Goldman, dessen Vater das Warschauer Ghetto und das KZ Buchenwald überlebt hat, hat auf dem Gelände der ehemaligen Union-Brauerei in Frankfurt am Main ein Projekt realisiert, das an die Menschen erinnert, die in Deutschland und den von der Wehrmacht besetzten Ländern ihre jüdischen Mitbürger unter hohem Risiko für sich und ihre Familien vor dem Zugriff durch Gestapo und SS geschützt haben.

Der Parcours des Widerstands mit 100 Einzelpersönlichkeiten und 18 Widerstandsgruppen soll zeigen, dass man doch etwas tun konnte gegen die Transporte in die Gaskammern. Diese Tatsache soll Hoffnung geben für die Zukunft, wenn es wieder gilt, eine Volksgruppe vor der Vernichtung durch die Schergen einer totalitären Ideologie zu bewahren.

Mehr
Ardi Goldman und Stefan Schmitt

Ardi Goldman – Stefan Schmitt