Karlsruhe hat für ein Museum der Verschollenen Generation eine besondere historische Authentizität. Schon in den Jahren vor 1933 war die Stadt ein Zentrum, in dem moderne Kunst zunehmend unter Druck geriet. Völkische und rechtsextreme Kulturkreise hatten großen Einfluss auf Museen und Hochschulen. In diesem Klima wurde im Herbst 1932 – also noch vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten – der Maler Hans Adolf Bühler, bekennender Antisemit, NSDAP-Mitglied und entschiedener Gegner der Moderne, zum Direktor der Kunstakademie berufen.
Bühler organisierte am 8. April 1933 in der Kunsthalle in Karlsruhe eine Ausstellung mit dem Titel „Badische Regierungskunst 1918–1933“, die, zeitgleich mit der Mannheimer Schau „Kulturbolschewistische Bilder“, zu den ersten öffentlichen Diffamierungen moderner Kunst überhaupt gehört. Die Karlsruher Zeitung bezeichnete die Präsentation damals als „Schreckenskammer der Kunst“.
Damit war der Begriff geboren, der sich neben der Bezeichnung „Schandausstellung“ anschließend deutschlandweit durchsetzte. Erfunden hat ihn Curt Amend, der Chefredakteur der Karlsruher Zeitung. Die bewusst chaotische Hängung der Bilder und die abwertenden Kommentare darunter, dienten später als Blaupause für die große Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937, die in vielen Städten in Deutschland und Österreich gezeigt wurde.
Zwar existiert seit 2017 in Salzburg das „Museum der Verlorenen Generation“, doch eine vergleichbare Institution in Deutschland, dem Ursprungsland der Verfolgung, hätte eine besondere symbolische Bedeutung.
Unser Ziel ist es, dieses Projekt konsequent umzusetzen und es vollständig durch private Mittel im Rahmen einer gemeinnützigen Stiftung zu finanzieren. Dafür benötigen wir weitere Werke von Künstlerinnen und Künstlern der Verschollenen Generation für unsere Sammlung, die zur Zeit rund 130 Werke umfasst. Wir freuen uns über jedes Werk, das uns zum Kauf angeboten oder gespendet wird.
Der geplante Eröffnungstermin ist der 8. April 2033 – genau der Tag, an dem 100 Jahre zuvor die „Schreckenskammer der Kunst“ in Karlsruhe ihre Pforten geöffnet hat. Ab diesem Tag – übrigens ein Freitag – werden die Werke der Verschollenen Generation wieder in jener Stadt sichtbar sein, in der sie ein Jahrhundert zuvor als „entartet“ gebrandmarkt wurden.