Richard Ziegler war der Sohn eines Volksschullehrers und Abiturient am Reuchlin-Gymnasium in Pforzheim. Nach dem Abitur besuchte er in den Jahren 1910 und 1911 die Shakespeare-Grammar-School in Stratford-upon-Avon in Großbritannien. Anschließend studierte er Philologie an den Universitäten in Genf, Greifswald und Heidelberg. Unterbrochen durch seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg, schloss er sein Studium 1919 in Heidelberg mit der Promotion zum Dr. phil. ab.
Anschließend betätigte er sich als Autodidakt künstlerisch. Anfang der 1920er Jahre unternahm Ziegler mehrere Studienreisen nach Italien. 1925 übersiedelte er nach Berlin und beteiligte sich ab dem Folgejahr an den Ausstellungen der Novembergruppe. 1925 heiratete er Mathilde Rosenthal, eine Verwandte Max Liebermanns, von der er sich 1928 scheiden ließ.
Da Ziegler seine Kunst selbst als "staatsfeindlich" und "kulturwidrig" einstufte und Repressionen durch die Nazis befürchtete, emigriert er Mitte 1933 mit seiner jüdischen Verlobten und späteren zweiten Ehefrau Edith Lendt nach Jugoslawien. Dort lebte er bis 1937 hauptsächlich auf der süddalmatinischen Insel Korčula. Von 1933 bis 1935 schuf Ziegler, erklärter Gegner der Nationalsozialisten, mit dem Titel "Führer sehen Dich an" 29 Monotypien mit karikaturesken Darstellungen von Nazi-Führern.
1937 ging Richard Ziegler nach England und heiratete 1938 Edith Lendt. Von Juli bis September 1940 war er als „feindlicher Ausländer“ in Huyton bei Liverpool interniert. Anschließend war er bis zum Ende des Krieges für das Britisch Ministry of Information sowie das United States Office of War Information im Einsatz. Während dieser Zeit war er auch als Buchillustrator und Pressezeichner tätig und schrieb unter dem Pseudonym Robert Ziller für verschiedene Londoner Zeitungen. Seit 1944 lebte Ziegler mit der Engländerin Susan Snow zusammen und erhielt 1948 die britische Staatsbürgerschaft.
Seinen Lebensabend verbrachte Richard Ziegler in seiner Heimatstadt Pforzheim. 1982 gründete er in Calw die Richard-Ziegler-Stiftung, in die er eine große Anzahl seiner Bilder und Grafiken einbrachte. Anlässlich seines 100. Geburtstages erhielt er 1991 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Pforzheim.
Das Werk in unserer Sammlung stammt aus den 1920er Jahren und ist ein Motiv aus Zieglers italienischer Phase. Charakteristisch für diese Phase sind die futuristischen und kubistischen Elemente, die sich in einigen Darstellungen italienischer Stadtlandschaften und auch in unserem Werk zeigen.