Ernő Tibor wurde am 28. Februar 1885 in Nagyvárad, einer Stadt in Siebenbürgen, damals Österreich-Ungarn, als Albert Fischer in eine jüdische Familie geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Samuel Fischer und Antonia Fischer geb. Weintraub. Warum er seinen Namen geändert hat, ist bisher nicht bekannt.
Von 1904 bis 1905 studierte er an der Kunstakademie in Budapest. In den Jahren 1906 und 1907 konnte er sich Dank eines Stipendiums seiner Heimatstadt Nagyvárad in Paris weiterbilden und schrieb sich an der Académie Julian ein. Nach seiner Rückkehr nach Ungern, organisierte der Künstler im Herbst des Jahres 1907 in Nagyvárad seine erste Einzelausstellung mit Porträts und Landschaften, wobei seine moderne Sichtweise von den Kunstkritikern wahrgenommen wurde.
Zwischen 1912 und 1914 stellte er in Stockholm, Kopenhagen, Dresden, Leipzig, Frankfurt und Halle aus und wurde von den Medien entdeckt. Seine Kunstwerke aus dieser ersten Schaffensphase sind vom malerischen Leben in den Stadtvierteln und auf den Märkten rund um Nagyvárad inspiriert.
Nachdem Österreich-Ungarn 1914 in den Krieg eingetreten war, wurde Ernő Tibor als Leutnant an die Front geschickt. Hier fertigte er Zeichnungen und Porträts seiner Kameraden an. Nach dem Krieg unterrichtete er an der 1919 wiedereröffneten freien Malschule in Nagybánya und betrieb später seine eigene Malschule in Nagyvárad, das nun Oradea hieß und seit 1920 zu Rumänien gehörte
In der ersten Hälfte der 1920er Jahre stellte er in etlichen Städten in Ungarn aus und 1923 zum ersten Mal im Offiziellen Salon in Bukarest. 1925 reiste er nach Paris und dann in die Bretagne. Mit den dort entstandenen Werken organisierte er eine Einzelausstellung in Paris, wo er als Mitglied in den Salon des Indépendants aufgenommen wurde. 1926 kehrte er nach Rumänien zurück und nahm mit Werken, die er in der Bretagne geschaffen hatte am Offiziellen Salon in Bukarest teil. 1927 startete er zu einer Italienreise und malte u.a. in Venedig und etlichen anderen italienischen Städten.
1928 eröffnete er in Oradea eine Ausstellung mit den Werken, die er in Italien geschaffen hatte. 1930 stellte er in der Ausstellung der transsilvanischen bildenden Künstler aus Cluj aus, 1933 und 1934 in der Mozart-Halle in Bukarest. 1935 konnte er wiederum Dank eines Stipendiums seiner Heimatstadt Oradea an die Bulgarische Schwarzmeerküste reisen, wo er idyllische Meereslandschaften schuf. Es ist anzunehmen, dass er zwischen 1938 und 1939 erneut nach Frankreich gereist ist, denn im März 1939 stellte er Werke mit bretonischen Motiven im Offiziellen Salon in Bukarest aus.
1940 fiel Siebenbürgen wieder an Ungarn. Unter dem Admiral Miklós Horthy, der 1920 in Ungarn die Macht übernommen hatte, begann ab 1940 eine massive und systematische Judenverfolgung. Grund dafür war die Behauptung, dass vor allem die Juden aus Siebenbürgen 1919 an der Errichtung der Räterepublik in Ungarn beteiligt gewesen wären. Bei seinem Machtantritt im Jahr 1920 hatte Horthy als erstes die Räterepublik beseitigt.
Nach dem Beginn der Verfolgungsaktionen konnte Ernő Tibor nicht mehr an Ausstellungen in Ungarn teilnehmen. Dennoch versuchte er - erfolglos - am Offiziellen Salon in Budapest auszustellen. 1942 gelang es ihm noch, an zwei Gruppenausstellungen in Cluj, das nun wieder Kolozsvár (Klausenburg) hieß und Oradea, das nun wieder Nagyvárad (Großwardein) hieß, teilzunehmen.
Nach der Besetzung Ungarns durch die Wehrmacht, im März 1944, wurde sofort eine Operation gestartet, um Siebenbürgen von Juden zu „säubern“. Im Rahmen der sogenannten Operation „Margarethe“ wurde auch Ernő Tibor verhaftet und am 30. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert. Knapp drei Wochen später, am 18. Juni 1944 wurde er nach Dachau geschafft, wo er im Außenlager Kaufering Zwangsarbeit leisten musste. Hier ist er am 22. April 1945 entweder an Typhus verstorben, oder aber ermordet worden. Das Tragische, nur sieben Tage später, am 29. April wurde Dachau von US-Truppen befreit.