Emil Stumpp

*1886 Neckarzimmern
†1941 Stuhm / Westpreußen

Emil stumpp

Karl Schnönherr

Emil stumpp

Alter Mann

Emil stumpp

Großvater mit Kind

Emil stumpp

Junge Frau

 

 

 

Biographie

 

Emil Stumpp wurde am 17. März 1886 in Neckarzimmern als Sohn eines Gärtners geboren. Er war Porträtzeichner, Maler, Grafiker und Pressezeichner. Nach dem Abitur (1904) war er zunächst an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. Danach studierte er Germanistik, Englische Sprache, Philosophie und Geschichte an der Universität Marburg und später in Berlin. Verheiratet war er mit der Schwedin Hedvig Glas, die er als Student in Uppsala kennengelernt hat und schon 1928 verstorben ist.

Im Ersten Weltkrieg war Emil Stumpp Offizier. 1918 trat er in die SPD ein. Von 1919-1924 war er in Königsberg als Gymnasiallehrer tätig. Mitte der 1920er- und frühen 1930er-Jahre erlangte er große Bekanntheit in Deutschland als Pressezeichner für verschiedene Zeitungen, darunter auch der Dortmunder Generalanzeiger. Er porträtierte zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Kultur, darunter Albert Einstein, Thomas Mann, Heinrich Zille und Max Planck. Seine Porträts, meist in schneller Strichführung gezeichnet, zeichnen sich durch ihre psychologische Tiefe und den präzisen Blick für das Wesentliche aus. Sein Stil zeichnet sich durch klare Linien und eine ausdrucksstarke Physiognomik aus. Die porträtierten Personen signierten oft die Zeichnungen, was die Originalität seiner Arbeit betont. Von vielen Zeichnungen hat er Lithographien hergestellt.

Zu Hitlers Geburtstag veröffentlichte der Dortmunder Generalanzeiger am 20. April 1933 auf seiner Titelseite eine Porträtzeichnung Stumpps, die Adolf Hitler zeigt. Dieses Porträt wurde von den Nationalsozialisten als Provokation empfunden. Die Veröffentlichung führte zum sofortigen Ausschluss aus der Reichspressekammer, was einem faktischen Mal- und Veröffentlichungs- und damit Arbeitsverbot gleichkam. Seine Werke wurden aus öffentlichen Sammlungen entfernt. Emil Stumpp zog sich daraufhin ins Privatleben zurück, porträtierte aber weiterhin Menschen.

Nach dem Berufsverbot war er überwiegend im Ausland tätig, vor allem in Skandinavien. 1940 kehrte er nach Deutschland zurück, um seiner schwerkranken Tochter Hilde beizustehen. In seinem Feriendomizil an der Kurischen Nehrung in Ost-Preußen wurde er von seinen Wirtsleuten wegen angeblich kritischer Äußerungen gegen das Regime denunziert. Am 2. Oktober 1940 wurde er verhaftet und am 14. Januar 1941 wegen eines „Vergehens gegen das Heimtückegesetz“ zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Trotz sich rapide verschlechterndem Gesundheitszustand überstellte man ihn in die Haftanstalt Königsberg, dann in das Zuchthaus Stuhm/Westpreußen (heute Sztum/Polen). Dort ist er vier Tage nach der Einlieferung am 05. April 1941 gestorben. Seit seiner Verhaftung am 2. Oktober 1940 bis zu seinem Tod am 5. April 1941, hatte Stumpp innerhalb von nur sechs Monaten 30 kg an Gewicht verloren. Vermutlich hat man ihn verhungern lassen.

Sein Nachlass umfasst zahlreiche Originalzeichnungen, Lithographien, Zeitungsseiten, Briefe, Tagebücher etc. Teile davon werden heute in Archiven wie dem Institut für Zeitungsforschung in Dortmund aufbewahrt. Viele seiner Werke sind auch im Emil-Stumpp-Archiv, im Deutschen Exilarchiv und in anderen Sammlungen erhalten. Lange Zeit war Emil Stumpp vergessen, doch in den letzten Jahren wurde seine Bedeutung als politisch verfolgter Künstler wiederentdeckt und gewürdigt. An sein Schicksal erinnert auch ein Stolperstein in Worms, wo Emil Stumpp mit seinen Eltern zunächst in der Knappenstraße 15 und ab 1900 in der Pfauenpforte 11 (heute aufgegangen in Pfauenpforte 9) wohnte.

Wie weit Stumpp anschließend in Vergessenheit geraten ist, dokumentiert folgendes Kuriosum: zu der 1986 im Jüdischen Museum in Frankfurt a. M. gezeigten Ausstellung „Jettchen Geberts Kinder“ erschien ein Katalog. Die auf den Seiten 120-125 dem Maler Max Oppenheimer (1885-1954) zugeschriebenen Arbeiten stammten jedoch von Emil Stumpp. Man erkannte seine Signatur nicht mehr...

Emil Stumpp

Emil Stumpp 1935

Emil Stumpp

Hitlerkarikatur 1933

Emil Stumpp

Stolperstein in Worms