Erich Martin wurde am 14. Oktober 1905 in Büdingen geboren. Nach seinem Schulbesuch in der Offenbacher Bachschule (1912–1920) machte Erich Martin zunächst eine Lehre als Portefeuiller und anschließend als Lithograph bei der Firma Kramp und Co. in Offenbach. Von 1926 bis 1928 studierte er in Offenbach an der Kunstgewerbeschule - heute Hochschule für Gestaltung, HfG - bei Richard Throll in der Fachklasse für dekorative Malerei und an der Zeichenakademie Hanau bei Reinhold Ewald.
Bereits Ende der 1920er Jahre begann er abstrakte Werke zu schaffen. Zum Schutz seiner Familie und aus Furcht vor Repressalien durch die Nationalsozialisten zerstörte er 1933 nahezu sein gesamtes Frühwerk. Lediglich zwei abstrakte Gemälde blieben aus dieser Schaffensphase erhalten. Während der NS-Zeit malte Martin gegenständlich und sicherte sich seinen Lebensunterhalt durch Auftragsarbeiten. Eine künstlerische Umsetzung des bedrohlichen Zeitgeschehens ist der "Spanienzyklus" von 1937.
Martin beschreibt in den folgenden Zeilen eines zeitgenössischen Dokuments sehr eindrücklich, wie er diese Zeit erlebt hat und kritisiert dabei die NS-Kunstpolitik:
"Auch diese Arbeit ist verdammt, in der Mappe im Atelier zu liegen, anstatt vervielfältigt in die Öffentlichkeit zu gehen. Ich halte es nicht aus, so heimlich zu wirken. Mit Harmlosigkeiten kann man sich sehen lassen, aber Kunst, die Schicksalhaftes zeigt, ist nicht erwünscht. Draußen tobt der Wahnsinn, der Mord, das Elend, aber davon wollen wir in der Kunst nichts sehen."
1942 wurde Erich Martin zum Kriegsdienst eingezogen. Eine Rückenerkrankung, die er sich während der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zugezogen hatte, führte zu einer bleibenden Verkrümmung der Wirbelsäule. Dennoch begann Martin nach seiner Rückkehr nach Deutschland wieder künstlerisch zu arbeiten. Er widmete sich erneut der abstrakten Malerei und stellte seine Bilder an verschiedenen Orten der Rhein-Main-Region aus. Er war Gründungsmitglied des Bundes Offenbacher Künstler (1926) und der Frankfurter Sezession (1953).
Der oft ungenügend wahrgenommene Künstler machte 1969 in einem Fernsehporträt des Hessischen Rundfunks den Vorschlag, wenn man mit seinem Werk nichts anzufangen wisse, könne man es "ja in den Main werfen…" Dass dies nicht geschah, ist seinem Sohn Peter zu verdanken, der das Lebenswerk des Vaters 2009 als Dauerleihgabe an die Stadt Offenbach gegeben hat: 200 erstklassige Malereien, Zeichnungen, Drucke, Skizzen und Dokumente, stellvertretend für eine bedeutende Künstlerexistenz in schwierigen Zeiten. Vom 5. Juli bis zum 19. Juli 2009 zeigte das Haus für Stadtgeschichte in Offenbach eine Retrospektive dieser Arbeiten.
Am 6. Mai 1977 verstarb Erich Martin in einem Frankfurter Krankenhaus. Er wurde auf dem Alten Friedhof in Offenbach beigesetzt.
Quellen: Wikipedia, Portal Kunstgeschichte, op-online.de, Porträtfoto: Haus der Stadtgeschichte Offenbach