Leo Haas war ein deutscher Maler, Zeichner und Grafiker, der am 15. April 1901 im böhmischen Troppau (heute Opava, Tschechien) in eine jüdische Familie geboren wurde. Sein Schaffen ist untrennbar mit seiner Verfolgung durch die Nationalsozialisten und seiner Zeit in mehreren Konzentrationslagern verbunden. Seine Zeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt und den anderen Lagern gelten als ein bedeutendes visuelles Zeugnis der Gräueltaten des Holocaust.
Er studierte von 1919 bis 1922 an der Kunstakademie in Karlsruhe und später in Berlin bei den Künstlern Emil Orlik und Wilhelm Jäckel. Nach Studienreisen durch Europa arbeitete er ab 1926 in Wien und später in seiner Heimatstadt Opava als Maler, Grafiker, Pressezeichner und Bühnenbildner. Haas engagierte sich früh in der kommunistischen Partei. Diese politische Überzeugung führte später zu seiner Verhaftung durch die Nazis.
Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten wurde Haas im Jahr 1939 als Kommunist verhaftet und in das Arbeitslager Nisko in Polen deportiert. Im September 1942 wurde er mit seiner Frau nach Theresienstadt verschleppt. Dort wurde er der technischen Abteilung zugewiesen und arbeitete an Propagandamaterial für die Nationalsozialisten. Unter Lebensgefahr schuf Haas heimlich Hunderte von Zeichnungen, die das wahre, grauenvolle Leben im Ghetto dokumentierten. Diese versteckte er an verschiedenen Orten im Lager. Als einige seiner Zeichnungen außer Landes geschmuggelt wurden, wurden Haas und andere Künstler im Sommer 1944 verhaftet, gefoltert und in das Gefängnis Kleine Festung in Theresienstadt verbracht. Im Oktober 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert.
Nach einem Monat in Auschwitz wurde er in das KZ Sachsenhausen verlegt, wo er in der Geldfälscherwerkstatt für die Aktion Bernhard arbeiten musste. Schließlich wurde er in die Konzentrationslager Mauthausen und Ebensee verlegt, wo er im Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde.
Haas kehrte nach Prag zurück, wo er die versteckten Zeichnungen aus Theresienstadt sicherstellen konnte. Er wurde zu einem wichtigen Zeugen bei den Nürnberger Prozessen. Nach dem Krieg adoptierte Leo Haas den Sohn seines Freundes
Bedřich Fritta, der mit seiner Frau und seinem dreijährigen Sohn Tommy im Juli 1944 zunächst in Theresienstadt inhaftiert und am 8. November 1944 in Auschwitz verstarb.
Ab 1955 lebte Haas in Ost-Berlin. Er wurde dort Kunstprofessor und arbeitete als Karikaturist für das Satiremagazin Eulenspiegel. Leo Haas starb am 13. August 1983 in Ost-Berlin. Seine Werke befinden sich heute in mehreren Museen, darunter die Jüdischen Museen in Prag und Berlin, sowie das Holocaustmuseum in Yad Vashem in Jerusalem.