Emil Pottner war ein österreichischer Maler, Grafiker und Keramiker des Impressionismus. Als jüdischer Künstler wurde er in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und im Vernichtungslager Treblinka oder Maly Trostinez bei Minsk ermordet.
Künstlerische Ausbildung
Emil Pottner wurde am 10. Dezember 1872 in Salzburg in eine jüdische Familie geboren. Seine Eltern waren Josefine und Oswald Pottner, der zunächst Sänger in Salzburg und später am Herzoglichen Hoftheater in Braunscheig war. 1880 zog die Familie von Salzburg nach Braunschweig, wo Emil Pottner seine Kindheit und Jugend verbrachte. Schon als Jugendlicher zeigte Emil Pottner eine ausgeprägte Beobachtungsgabe für Natur und Tiere – ein Motiv, das ihn sein Leben lang begleiten sollte. Seine künstlerische Ausbildung begann er mit einer Lehre als Theatermaler und wechselte anschließend an das Polytechnikum in Braunschweig. Ab 1891 vertiefte er seine Studien an der Kunstakademie in München und erlernte später seine keramiktechnischen Fertigkeiten an der Porzellanmanufaktur in Delft.
Im Jahr 1903 zog Pottner nach Berlin, wo er schnell Fuß fasste. Hier lernt er auch seine spätere Frau Maria Porzelt kennen. Pottner wurde bekannt für seine impressionistischen Werke, insbesondere für Tierdarstellungen - häufig Vögel und Enten - Landschaften und Porträts. Sein künstlerisches Schaffen zeichnete sich durch einen sensiblen Umgang mit Farbe und Licht aus. Pottner war ein aktives und angesehenes Mitglied der Berliner Kunstszene. Bereits 1904 trat er der Berliner Secession bei, der führenden Vereinigung moderner Künstler jener Zeit, und gehörte ab 1913 deren Vorstand an. Er stellte regelmäßig in renommierten Galerien wie dem Kunstsalon Paul Cassirer aus. Wegen körperlicher Gebrechen wird Pottner 1914 nicht zum Kriegsdienst eingezogen.
Neben der Malerei entdeckte Pottner ab 1905 die Keramik als eigenständiges Ausdrucksmittel und gründet um 1910 seine eigene Keramikwerkstatt in Berlin-Charlottenburg. Er entwirft Kleinplastiken und Porzellanfiguren, häufig Tiere oder Pflanzenmotive. Seine Keramiken zeigen eine stilisierte, aber lebendige Formensprache – eine Synthese von Naturbeobachtung und dekorativer Gestaltung. Auch auf diesem Gebiet erlangte er internationale Anerkennung. Für seine keramischen Kleinplastiken erhielt er 1910 auf der Weltausstellung in Brüssel den Grand Prix. Die Großherzogliche Majolika-Manufaktur in Karlsruhe erwirbt 1910/1911 die Reproduktionsrechte für über 100 Vogelkeramiken von Pottner.
Nationalsozialismus
Als Jude wurde Emil Pottner nach 1933 zunehmend isoliert und verfolgt. Er erhielt Berufsverbot, da ihm die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer verwehrt blieb. Im Laufe des Jahres 1933 musste er seine Werkstatt in Berlin-Charlottenburg aufgeben und 1938 sein Sommerhaus in Petzow an der Havel verkaufen, wo er die Sommermonate verbrachte. 1935 hatte er seine letzte Ausstellung im Jüdischen Museum in der Oranienburger Straße. Im gleichen Jahr verstarb auch seine Ehefrau Maria geb. Porzelt.
1939 flüchtete er vor den Nazis in die Niederlande. Leider war diese Flucht nur vorübergehend erfolgreich, da die Niederlande 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt wurden. Er wurde verhaftet und am 24. Juli 1942, im Alter von 70 Jahren und schon gesundheitlich angeschlagen, über das Durchgangslager Westerbork mit dem 29. Alterstransport in das Konzentrations- und Transitlager Theresienstadt deportiert. Von dort wurde er am 26. September 1942 mit hoher Wahrscheinlichkeit in das Vernichtungslager Treblinka transportiert, wo die Gefangenen sofort nach ihrer Ankunft fast ausnahmslos in den Gaskammern ermordet wurden.
Die genauen Umstände und das Datum seines Todes sind nicht dokumentiert. Deshalb ist es auch möglich, dass Emil Pottner in das Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk gebracht wurde, wo die Transporte dann hingeleitet wurden, wenn das Vernichtungslager Treblinka keine Gefangenen mehr aufnehmen konnte.
Posthume Ehrungen
Ab den 1980er Jahren wird Pottner durch Kunsthistoriker und lokale Initiativen allmählich wiederenteckt. Im Jahr 2013 stieß man im Petzower Heimatverein auf die Spuren von Emil Pottner, den dort niemand mehr kannte. Eine große Retrospektive fand 2013/14 in der Galerie Mutter Fourage in Berlin-Wannsee statt, mit Gemälden, Grafiken und Keramiken. Zu seinem Gedenken wurde 2022 an der Bushaltestelle in der Berliner Chaussee, wo sich sein Sommerhaus - Berliner Chaussee 79 - befand, eine Gedenktafel angebracht, die an sein Leben und sein tragisches Schicksal erinnert. Es war die idyllische Seen- und Havellandschaft um Petzow, die ihm als Inspiration für viele seiner Landschaftsbilder und Tiermotive diente, insbesondere für seine bekannten Enten- und Vogelbilder.
Heute gilt Pottner als wichtiger Vertreter des deutschen Impressionismus und der Tiermalerei des frühen 20. Jahrhunderts. Das künstlerische Erbe Emil Pottners wird in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen bewahrt. Werke von Pottner sind in der Hamburger Kunsthalle und der Kunsthalle Mannheim (KuMA) zu finden. Und auch das Museum of Modern Art (MoMA) in New York hat Werke von Emil Pottner in seiner Sammlung. Konkret sind in der Online-Sammlung des MoMA lithografische Werke von ihm gelistet, die Teil einer Mappe mit dem Titel "Krieg und Kunst" von 1914 sind. Keramische Werke und Majolika von Emil Pottner sind im Keramik-Museum Berlin zu sehen.