Julius Rosenbaum

*1879 Neuenburg / Westpreußen ― †1956 Den Haag



Gasometer in Schöneberg




B i o g r a p h i e


Julius Rosenbaum wurde am 9. Juli 1879 in Neuenburg in Westpreußen als Sohn eines jüdischen Kaufhausbesitzers geboren. Von 1900 bis 1901 war er Student an einer privaten Kunsthochschule in Paris. Anschließend setzte er seine Studien an der Münchener Kunstakademie fort. 1905 war er einige Zeit in Italien und kehrte anschließend nach Breslau in Westpreußen zurück. 1910 zog er nach Berlin. Kurz darauf gründete er einen Berliner Künstlerbund, mit dem Ziel der Verbesserung der materiellen und finanziellen Bedingungen der Künstler. Er war Mitinitiator der Juryfreien Ausstellungen.

Von 1914 bis 1918 diente er im Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg betätigte er sich als Illustrator und Karikaturist. In seinen Beiträgen für Zeitungen und Zeitschriften des Scherl-Verlags schrieb er vor allem gegen die aufkommende Nazidiktatur an. 1930 heiratete er die Malerin Adele Reifenberg. Nach der Machtübernahme durch die Nazis, am 30. Januar 1933, wurde Rosenbaum aus dem Berliner Künstlerbund ausgeschlossen und erhielt Arbeits- und Ausstellungsverbot. 1933 gründete er mit Unterstützung der Jüdischen Gemeinde die Jüdische Künstlerhilfe in Berlin.

Von 1933 bis 1934 absolvierte er eine Umschulung als Berufsschullehrer. Von 1934 bis 1939 bildete er männliche Jugendliche in verschiedenen Handwerksberufen aus, um sie auf ihre bevorstehende Emigration nach Israel vorzubereiten. 1939 emigrierten er und seine Frau nach London. Ab 1942 gab er privaten Kunstunterricht. 1948 war er mit seiner Frau Mitbegründer einer Privatschule in London. Am 24. August 1956 verstarb Julius Rosenbaum bei einer Reise in Den Haag.


Familie und Schulzeit

Julius Rosenbaum wurde 1879 als Sohn des Kaufhausbesitzers Simon Rosenbaum und seiner Ehefrau (eine gebürtige Stein) in Neuenburg geboren. Er hatte einen Bruder und vier Schwestern. Seine Schwester Cäcilie starb 1930, seine Schwester Rosa 1940. Sein Bruder Max und seine beiden Schwestern Betty und Johanna wurden 1943 im KZ Auschwitz ermordet. Im Jahr 1898 schloss er seine Schulbildung an einem Gymnasium in Breslau ab.


Künstlerischer Werdegang

Von 1900 bis 1901 war Rosenbaum Student an der Académie Julian, einer privaten Kunsthochschule in Paris. Dort studierte er u. a. bei Henri Matisse. Anschließend setzte er seine Studien an der Münchener Kunstakademie fort. 1905 war er einige Zeit in Italien und kehrte anschließend nach Breslau zurück. 1910 zog er nach Berlin und studierte bei Lovis Corinth. Kurz darauf gründete er einen „Berliner Künstlerbund“ mit dem Ziel, zur Verbesserung der materiellen und finanziellen Bedingungen des Künstlerstandes beizutragen. Er war Mitinitiator der Juryfreien Ausstellungen. Von 1914 bis 1918 diente er als Unteroffizier im Ersten Weltkrieg und war mit dem Reserveinfanterieregiment 224 in Russland im Einsatz.


Berliner Jahre nach dem Ersten Weltkrieg

Von 1918 bis 1933 war Rosenbaum freiberuflicher Maler und Grafiker in Berlin. 1921 war er Mitbegründer der Berliner Ortsgruppe des Reichswirtschaftsverbands bildender Künstler Deutschlands, der sich 1927 umbenannte in Reichsverband bildender Künstler Deutschlands. Er war Mitglied der Berliner Secession und nahm regelmäßig an deren Ausstellungen teil. Als Illustrator und Karikaturist, war er Verfasser von Beiträgen für Zeitungen und Zeitschriften des Scherl-Verlags, wie z. B. Der wahre Jacob, Vorwärts, Konfektionär, B.Z. am Mittag, Ulk oder Die Werkstatt der Kunst. Mit seinen Beiträgen für die Werkstatt der Kunst setzte er sich vor allem in den Elendsjahren nach 1918 für den organisatorischen Zusammenschluss der bildenden Künstler in Deutschland ein, um der Verelendung des Künstlerstandes entgegenzuwirken. Als Karikaturist und Satiriker schrieb er vor allem gegen die aufkommende Nazidiktatur. 1930 heiratete er die Malerin Adele Reifenberg.


Berliner Jahre nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten

Nach dem 30. Januar 1933 wurde Rosenbaum aus dem Berliner Künstlerbund ausgeschlossen und erhielt Arbeits- und Ausstellungsverbot. 1933 gründete Julius Rosenbaum mit Unterstützung der Jüdischen Gemeinde die Jüdische Künstlerhilfe in Berlin. 1933 war er auf deren ersten Ausstellung in den Wandelgängen des Berliner Theaters vertreten. Von 1933 bis 1934 absolvierte er eine Umschulung als Berufsschullehrer. Von 1934 bis 1939 bildete er männliche Jugendliche in verschiedenen Handwerksberufen aus, um sie auf ihre bevorstehende Emigration vorzubereiten. Außerdem organisierte er Künstlertreffs zur Vorbereitung auf deren Emigration. Bis 1938 war Rosenbaum öfter zum Malen in Malcesine am Gardasee. Seine Werke im Jüdischen Museum gingen verloren, als es am 10. November 1938 durch die Gestapo geschlossen wurde. Andere Werke wurden aus Angst vor den Durchsuchungen der Gestapo zerstört.


Emigration nach Großbritannien

1939 emigrierten Julius und Adele Rosenbaum mit einem Transitvisum, das ein halbes Jahr Gültigkeit hatte, nach London. Ihre ursprünglichen Pläne, in die USA auszuwandern, wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhindert. Somit war Rosenbaum 1939 ohne Arbeitserlaubnis in London. Er wurde nach Kriegsbeginn auf der Isle of Man als "Feindlicher Ausländer" interniert und nach Gerichtsentscheid vom 20.12.1939 Anfang 1940 wieder freigelassen und als Flüchtling anerkannt - siehe Dokument "Internierung GB". Anschließend arbeitete er als Mechaniker, Handwerker und als Fabrikarbeiter hauptsächlich für die Kriegsindustrie. Nach einer Krankheit in 1941 restaurierte er in Heimarbeit Gegenstände aus Porzellan und Elfenbein für Kunsthändler. Ab 1941 beteiligte er sich mit seiner Frau an Ausstellungen der Ben Uri Art Gallery in London und wurde Mitglied der Ben Uri Art Society. Dort hatte er auch seine erste Einzelausstellung. Ab 1942 gab er privaten Kunstunterricht. 1948 war er mit seiner Frau Mitbegründer einer Privatschule in London, die unter dem Namen The Belsize Group firmierte. 1953 und 1956 besuchte er wiederholt Freunde in Frankreich und den Niederlanden. Auf einer dieser Reisen verstarb Julius Rosenbaum am 24. August 1956 in Den Haag. Im Frühjahr 1957 widmete ihm die Ben Uri Art Gallery in London eine Gedächtnisausstellung - siehe Dokument.

Das Werk in unserer Sammlung wurde von einem ehemaligen deutschen Botschafter in Afrika direkt bei Rosenbaums Witwe Adele Reifenberg in London erworben und war Jahrzehnte in dessen Besitz. 2015 und 2019 wurde es bei einem Auktionshaus in Berlin angeboten.


Werke, Ausstellungen und Quellen sind bei Wikipedia zu finden - der Artikel wurde von uns erstellt: Wikipedia