Abraham Neumann

*1873 Sierpc / Polen ― †1942 Krakau



Medina von Sousse




B i o g r a p h i e


Der Maler und Grafiker Abraham Neumann wurde am 6. Februar 1873 im polnischen Sierpc als Sohn eines jüdischen Forstverwaltungsbeamten geboren. 1892 ging er nach Warschau, um die Malerei zu erlernen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er bei einem Fotografen mit der Vergrößerung und Kolorierung von Schwarz-Weiß-Porträtfotos. Von 1897 bis 1902 studierte er an der Krakauer Akademie der Schönen Künste und ab 1903 an der Académie Julian in Paris. 1904 machte er seine erste Reise nach Palästina. Anschließend lebte er wieder in Krakau und von 1908 bis 1913 in Zakopane.

Die Jahre des Ersten Weltkriegs verbrachte er in Zakopane, Wien und Krakau. Nach dem Krieg reiste er auch in die USA. Von 1925 bis 1927 hielt er Vorlesungen an der Kunstgewerbeschule „Bezalel“ in Jerusalem und machte Reisen in Palästina und Nordafrika. Er malte zahlreiche palästinensische Motive und auch tunesische Stadtansichten. In Polen malte er viele Landschaften in der Hohen Tatra, darunter phantastische Winterlandschaften.

Zwischen 1909 und 1933 nahm er an zahlreichen Ausstellungen in Krakau, Lemberg, Lodz, Warschau, Wien und Berlin teil. Zur Zeit der Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht lebte er in Krakau. Im Laufe des Jahres 1941 wurde Abraham Neumann in einem für die jüdische Bevölkerung Krakaus eingerichteten Konzentrationslager im Stadtteil Podgórze interniert. Dort malte er weiter, stellte seine Bilder in den Läden des Lagers aus und verkaufte sie auch dort.

Am 28. Mai 1942 wurde das von den Deutschen "Ghetto" genannte KZ abgeriegelt. Wegen Überfüllung begann eine Aussiedlungsaktion, bei der bis zum 8. Juni 1942 bis zu 6.000 Juden in das Vernichtungslager Belzec transportiert werden sollten. Dabei auch Abraham Neumann. Am 4. Juni 1942 wurde er auf dem Marsch zum Bahnhof von deutschen Besatzungssoldaten mit einer Gruppe älterer Juden auf der Straße erschossen. Anfang 1941 bewarb sich Abraham Neumann vergeblich für eine US-Kennkarte, die ihm die Einreise in die USA erlaubt und sein Leben gerettet hätte. Niemand aus Neumanns unmittelbarer Familie überlebte den Holocaust.


Künstlerische Entwicklung

Neumanns erste Einzelausstellung fand 1901 in Zakopane statt. 1903 präsentierte er 80 Gemälde im Salon von Alexander Krywult, einem polnischen Sammler und Mäzen. Seine ersten Werke waren hauptsächlich Gemälde von Landschaften in Polen, wo er zunächst die Wälder und Dörfer, später die Häuser und Bewohner der Städte, in denen er lebte, malte. Später, nach seinen Reisen nach Israel, kamen Landschaftsbilder aus Israel als zentraler Bestandteil seiner Werke hinzu. Neumann malte auch Porträts und Stillleben. Man kann sagen, dass viele seiner Gemälde von der impressionistischen Malerei beeinflusst waren. Die Farben seiner Gemälde konzentrierten sich zunächst auf die dunkle Farbpalette der schneebedeckten Berge und Wälder Osteuropas, doch nach seinen Besuchen in Israel kamen die warmen Grün-, Orange-, Gelb- und Brauntöne der Landschaften des Landes hinzu. Neumanns Israel-Gemälde wurden vom Nationalmuseum in Krakau gekauft, wo viele von ihnen bis heute aufbewahrt werden.


Quellen

Oren Shatz Collection

Jewish Historical Institute - Polen