Alice Michaelis wurde am 5. April 1875 in Berlin geboren und stammt aus einer jüdischen Familie. Sie war verheiratet mit dem Prokuristen des Bankhauses Fromberg & Co, Louis Michaelis. Im "Verein der Berliner Künstlerinnen" war sie die Leiterin der Zeichen- und Malschule des Vereins und von 1927 bis 1933 Vorstandsmitglied.
Nachdem der "Völkische Beobachter" kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eine Diffamierungskampagne gegen die jüdischen Künstlerinnen des Vereins gestartet hatte, wurden diese, so auch Alice Michaelis, schon im April 1933 aus dem Vorstand ausgeschlossen. Am 3. Oktober 1942 wurden Alice Michaelis und ihr Ehemann Louis nach Theresienstadt deportiert. Louis Michaelis wurde am 21. Dezember 1942 und seine Frau am 23. Juni 1943 dort ermordet.
Familie und Ausbildung
Alice Michaelis war die Tochter des Kaufmanns Moses Priester und seiner Ehefrau Flora, geb. Eyck. Am 15. Oktober 1899 heiratete sie den Prokuristen des Bankhauses Fromberg & Co, Louis Michaelis, geb. 28. Februar 1864, in Seelow, Kreis Lebus. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt Alice Michaelis an der Berliner Malschule von Max Uth sowie an der Zeichen- und Malschule des Vereins der Berliner Künstlerinnen VdBK. Weitere Lehrer waren Lovis Corinth und Hans Baluschek. Ihre Motive waren Stillleben, Interieur und Landschaften.
Mitgliedschaften
Alice Michaelis war von 1911 bis 1934 aktives Mitglied des Vereins der Künstlerinnen zu Berlin. Von 1927 bis 1933 war sie im Vorstand des Vereins und von 1929 bis 1933 war sie die Leiterin der Zeichen- und Malschule des VdBK. Alice Michaelis war auch Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft und des Reichsverbands bildender Künstler Deutschlands. Ebenso war sie Mitglied der Münchener Künstlergenossenschaft, für die sie zwischen 1917 und 1925 insgesamt sechsmal an deren Ausstellungen im Münchener Glaspalast teilgenommen hat.
Ausschluss aus dem Vorstand des VdBK
Am 18. März 1933 veröffentlichte der Völkische Beobachter, das Kampfblatt der NSDAP, den folgenden Bericht über die Frühjahrsausstellung des Vereins der Künstlerinnen zu Berlin und startete damit eine Diffamierungskampagne gegen die jüdischen Mitglieder des Vereins:
„In dem schönen, leider fast leerstehenden Atelierhause am Schöneberger Ufer hat der Verein der Künstlerinnen zu Berlin seine Frühjahrs-Ausstellung eröffnet. In zwei kleinen Räumen ist die ganze Herrlichkeit untergebracht, und ebenso dürftig wie die Beteiligung ist die Qualität. Mit verschwindenden Ausnahmen ist der Geist der Flechtheime vertreten. Und selbst bei diesen Ausnahmen ist mindestens das Sujet jüdisch: 'Neger aus Liberia' (darf natürlich nirgends fehlen), Arthur Schnitzler, 'Mädchen in blauem Korsett', 'Chinesin', 'Abessinierin' usw. Die Namen im Katalog lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wir lesen: Erna Pinner, Jeanne Mammen, Gertrud Koref, Julie Wolfthorn, Milly Steger; und so geht es weiter bis zu Käthe Münzer-Neumann, der es trotz guter Beziehungen zu einem jüdischen Kritiker nicht gelungen ist, im Kronprinzenpalais aufgenommen zu werden, obwohl sie doch eine ebenso rassereine Jüdin ist wie Else Lasker-Schüler. Inzwischen wird sie ja diesen Wunsch begraben haben. Den adligen Damen aber und den Nichtjuden dieses Vereins ist zu raten, sich so schnell wie möglich von der Mischpoke loszulösen."
Schon in der nächsten Vorstandssitzung des Vereins, im April 1933, kam man dieser Forderung teilweise nach, indem die Jüdischen Künstlerinnen aus dem Vorstand ausgeschlossen wurden. In den Mitteilungen des Vereins der Künstlerinnen zu Berlin ist folgendes zu lesen:
„Vorstandsumbildung. Aus dem Vorstand schieden aus: Fanny Remak, Julie Wolfthorn, G. Koref Stemmler, Harriet von Rathlef-Keilmann, Alice Michaelis, Edda Wiese-Knopf. - Elisabeth von Oertzen wurde zur 1. Vorsitzenden gewählt."
Deportation und Tod
Am 3. Oktober 1942 wurden Alice Michaelis und ihr Ehemann Louis mit dem Transport I/71 vom Sammellager Synagoge Levetzowstraße über den Güterbahnhof in Berlin-Moabit nach Theresienstadt deportiert. Es war der dritte große Alterstransport, der von Berlin nach Theresienstadt ging. Der Transport kam am 4. Oktober 1942 in Theresienstadt an. Louis Michaelis wurde schon am 21. Dezember 1942 im Alter von 78 Jahren dort ermordet. Alice Michaelis starb am 23. Juni 1943 im Alter von 68 Jahren. Bis 1941 wohnte sie mit ihrem Mann in Schöneberg in der Speyerer Straße 2.
In der Transportliste nach Theresienstadt ist als letzter Wohnort Wilmersdorf, Westfälische Straße 49, angegeben. Diese Angabe ist falsch und wurde auch falsch in die Todesfallanzeige übernommen, denn die Person mit dem Namen "Michaelis E., Kauffr.", die 1941 und 1942 in der Westfälischen Straße 49 verzeichnet ist, war keine Jüdin, da die Bezeichnung "Sarah" fehlt. Louis Michaelis ist im Adressverzeichnis von 1942 nicht mehr zu finden. Das bedeutet, dass das Ehepaar Michaelis schon vor der Deportation die Wohnung in der Speyerer Straße 2 verlassen musste. Der Aufenthalt bis zur Deportation am 3. Oktober 1942 ist bisher nicht bekannt.
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