Adolphe Féder

*1885 Odessa ― †1943 Auschwitz



Jeune femme

Tagträumerei




B i o g r a p h i e


Adolphe Féder zählt zu den Malern der L'école de Paris und wurde am 15. Juli 1885 in Odessa als Aizik Feder in eine jüdisch-ukrainische Familie geboren. Die Eltern waren Malka und Jacob Feder, der von Beruf Kaufmann war. Adolphe Féder wuchs in Odessa auf und erhielt sowohl eine traditionelle jüdische Ausbildung am "Cheder", der jüdischen Grundschule, wie auch eine weltliche Bildung an der sich daran anschließenden Grekov-Kunstschule.

Mit 19 Jahren wurde er Mitglied des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbundes, dessen Ziel es war, alle jüdischen Arbeiter des zaristischen Russlands, zu dem die Ukraine damals gehörte, in einer sozialistischen Partei zu vereinigen. Ziel dieser Partei sollte die Umsetzung demokratischer Veränderungen in Russland sein. In dieser Organisation beteiligte sich Adolphe Féder auch an der russischen Revolution des Jahres 1905. Nach deren Scheitern wurde er von der russischen Polizei gesucht. Die Unruhen im Oktober 1905 begannen als politische Proteste gegen den Zaren, wandelten sich aber dann zu einem Angriff gegen die Juden. Es kam zu Progromen in mehreren russischen Städten u. a. auch in Odessa, wo die zaristischen Behörden den antisemitischen Mob gewähren ließen. Ein weiterer Grund für Féder, Russland zu verlassen.

1905 ging er zunächst nach Berlin, wo er sich an der Akademie der Künste einschrieb. 1908 zog er nach Genf, wo er von 1909 bis 1910 an der Städtischen Kunstakademie studierte. 1910 setzte er seine Studien in Paris fort. Er war zwei Jahre an der Académie Julian und ein Jahr im Atelier von Henri Matisse. 1912 stellte er zum ersten Mal im Salon d'Automne aus.

In den frühen 1920er Jahren arbeitete er für Zeitungen wie Le Monde und La Presse und illustrierte mehrere Bücher, darunter Werke von Joseph Kessel und Arthur Rimbaud. 1923 organisierte er einen Empfang zu Ehren des russischen Dichters Wladimir Majakowski, der in der Pariser Bohème Spuren hinterließ. Zusammen mit Michail Larionow und Ossip Zadkine war er eines der aktivsten Mitglieder der in La Ruche lebenden russischen Künstlervereinigung.

Féder unternahm u. a. ausgedehnte Reisen nach Nordafrika und 1926/27 auch nach Palästina. Diese Reisen waren für ihn als Künstler prägend und vermittelten ihm neue Aspekte von jüdischem Leben, sowie Eindrücke der Landschaft um Jerusalem und von lokalen arabischen und orientalischen Motiven.

Ende der 1930er Jahre heiratete er Sima Zagorodski, die 1923 mit ihrer Familie von Russland nach Palästina ausgewandert ist und 1936 nach Paris kam, um Grafikdesign zu studieren.

Als die Wehrmacht 1940 in Frankreich einmarschierte, versuchte Féder nicht, wie viele seiner Freunde, aus der besetzten Zone zu fliehen, sondern blieb in Paris. Er hatte inzwischen die französische Staatsbürgerschaft und fühlte sich sicher. Er suchte Kontakt zur Résistance, wurde aber verraten. Am 10. Juni 1942 wurde er von der Pétain-Miliz verhaftet und in das Pariser Gefängnis Cherche-Midi verbracht. Ab dem 18. September 1942 wurde er für fünf Monate im Konzentrationslager Drancy bei Paris interniert. Am 13. Februar 1943 wurde er mit dem Transport Nr. 48 vom Bahnhof Bourget-Drancy in das KZ Auschwitz deportiert, wo er schon am 15. Februar, dem Tag der Ankunft, ermordet wurde.

In seinem letzten Brief an seine Frau, den er einen Tag vor der Abfahrt nach Auschwitz aus dem Lager schmuggelte, schrieb Féder:

"Ich werde morgen abreisen. Ich bin guten Mutes. Ich verspreche Dir, ich lasse mich nicht unterkriegen. Wir werden uns bald wiedersehen. Nimm alle meine Besitztümer. Alles, was mir gehört, gehört dir. Hab Mut. Mut. Mut."

Sima wurde ein Jahr danach verhaftet und am 22. Januar 1944 ebenfalls in Drancy interniert. Später wurde sie nach Vittel verlegt und überlebte den Holocaust vor allem aufgrund ihres Status als britische Staatsbürgerin aus Palästina, das damals unter britischem Mandat stand. Nach dem Krieg kehrte sie nach Paris zurück und schenkte 1957 alle Werke, die Féder in Drancy gemalt hat und von ihr während seiner Haft aus Drancy geschmuggelt wurden, dem 1949 gegründeten "Museum der Ghettokämpfer" in Haifa. Sima Féder ist 1967 in Paris verstorben.

In Féders Werken sind Einflüsse des Fauvismus und später auch des Kubismus sichtbar. Eine Monographie über Adolphe Féder wurde 1929 vom jüdisch-französischen Kritiker und Schriftsteller Gustave Kahn verfasst.

Q u e l l e

Dr. Rachel Perry: "THE GHEZ COLLECTION Memorial in Honor of Jewish Artists - Victims of Nazism", Seiten 39 und 40

Weiss-Livnat International MA in Holocaust Studies Program
Strochliz Institute for Holocaust Research
Hecht Museum
University of Haifa, Israel
Juni 2019