Rudolf Jacobi

*1889 Mühlhausen / Thüringen
†1972 München

Rudolf Jacobi

Annot mit Palette

 

 

 

Biographie

 

Rudolf Jacobi wurde am 11. Dezember 1889 in Mühlhausen in Thüringen geboren. Mit 14 Jahren begann er 1903 eine Lehre als Theatermaler und war bis 1907 in diesem Beruf tätig. Anschließend studierte er an der „Akademie der Künste“ in Berlin und schloss sein Studium im Jahre 1914 ab. Er war Meisterschüler von Friedrich Kallmorgen und nahm schon als Student hauptsächlich mit Landschaften und Stadtansichten an der Großen Berliner Kunstausstellung und den Akademieausstellungen teil.

Ab 1914 wurde Rudolf Jacobi zum Wehrdienst eingezogen und war bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Soldat in einer Fliegerabteilung. 1922 lernt er die die Malerin Annot Krigar-Menzel kennen, eine Großnichte des Malers Adolf von Menzel. Die Jahre von 1923 bis 1926 verbringen die beiden im Küstenort Positano an der italienischen Amalfiküste. Ab 1924 dann als Ehepaar. Von 1926 bis 1928 leben Rudolf und Annot Jacobi in Paris. 1928 kehren sie zurück nach Berlin und werden Mitglied der Berliner Secession. Sie stellen ihre Werke u.a. in der Galerie Neumann-Nierendorf aus. Die Nationalgalerie, die Stadt Berlin und Preußische Behörden kauften Rudolfs Werke und vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war Rudolf Jacobi einer der bekanntesten Maler Berlins.

Die Malschule „Annot“ in Berlin

1928 eröffnet Annot Jacobi in Berlin die Malschule „Annot“ und engagiert ihren Ehemann als „Lehrkraft“ für ihre Schule - ein für die damalige Zeit ungewöhnlicher und fortschrittlicher Vorgang. Die Schule wurde von rund 20 Schülern besucht und ermöglichte dem Ehepaar ein finanziell sorgenfreies Leben. Die Frühjahrsferien verbrachte man in Tirol und die Sommermonate konnte man regelmäßig in Norwegen genießen. Annots Mutter war gebürtige Norwegerin.

Aber auch das Programm der Schule war ungewöhnlich, denn es weicht von den in dieser Zeit klassischen akademischen Regeln ab. In einer Informationsbroschüre ist zu lesen: „Die spezifische Eigenart dieser Schule besteht darin, dass der Schüler von Anfang an zum denkenden, verantwortlichen Arbeiten erzogen wird.“

Das entsprach natürlich ganz und gar nicht den Vorstellungen, die die Nationalsozialisten von pädagogischer Erziehung hatten. Zudem wurden an der Malschule „Annot“ auch jüdische Schülerinnen unterrichtet. Schon kurz nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten wurde Annot Jacobi aufgefordert, die jüdischen Schülerinnen von ihrer Schule zu verweisen. Dem kam sie nicht nach und wehrte sich sogar mit einem Protestbrief dagegen - ein sehr mutiger und folgenschwerer Schritt. Denn daraufhin wurde ihr und ihrem Ehemann schon im Juni 1933 die Lehrerlaubnis entzogen, mit der Begründung, dass sie „zur Erziehung der deutschen Jugend ungeeignet“ seien. Zudem fand der Brief internationale Resonanz, denn er wurde im "Prager Tagblatt" und der "Pariser Zeitung" abgedruckt.

Der Verlust der Lehrerlaubnis war für das Malerehepaar gleichbedeutend mit dem Verlust der Existenzgrundlage und Annot emigrierte unmittelbar danach über Dänemark in die USA. Im Januar 1934 erreicht sie allein mit ihren Bildern New York City. Da sein Vater im Sterben lag, folgt Rudolf mit den Kindern erst im Frühjahr 1934. Das Künstlerpaar gründet 1934 erneut eine Kunstschule - die „Annot Art School“ im Rockefeller Center in New York - die bis 1940 bestand. Erst 1967 kehrten beide nach Deutschland zurück und lebten dann allerdings getrennt in München. Rudolf Jacobi stirbt am 21. Dezember 1972 in München.

Rückblick

Nach dem Tod von Rudolf berichtet Annot im Zuge ihrer Wiederentdeckung als Künstlerin Mitte der 1970er Jahre, dass sie und ihr Mann von der Machtübernahme der Nationalsozialisten schockiert waren und Hitlers Erfolg für sie völlig unerwartet kam:

"Erst damals", erzählt die betagte Künstlerin, "haben wir gemerkt, dass man Hitler ernst nehmen muß. Vorher haben wir nur über ihn gelacht. Wir haben den ungeheuren Fehler gemacht, ‚Mein Kampf‘ nicht zu lesen, weil er so schlecht geschrieben war."

Annot Jacobi stirbt am 20. Oktober 1981, kurz vor Vollendung ihres 87. Lebensjahres in München.


Quelle: Die Masterarbeit (2016) von Victoria Luise Hohmann-Vierheller: „Das Gesicht der selbständigen Frau“ – Annot Jacobi im Berliner Kunstbetrieb der späten Weimarer Republik bis in die Zeit des NS-Regimes.“ Ebenfalls sehr informativ: die Internetseite von Frau Hohmann-Vierheller. Dort steht auch ihre Masterarbeit zum Download bereit.