George Grosz

*1893 Berlin
†1959 West-Berlin

George Grosz

Friedrichstraße

 

 

 

Biographie

 

George Grosz, geboren als Georg Ehrenfried Groß, war ein deutscher Maler, Grafiker und Karikaturist, der als schärfster Satiriker der Moderne gilt. Seine beißenden Werke zeigen die Abgründe der Weimarer Republik und machen ihn zu einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Zeichnungen und Gemälde enthüllten mit schonungsloser Schärfe die sozialen Missstände, die Dekadenz der Großstadt und die Verkommenheit von Politik, Militär und Bürgertum.

Künstlerische Ausbildung

Am 26. Juli 1893 wurde George Grosz als Georg Ehrenfried Groß in Berlin geboren. 1898 kam er mit seinen Eltern in die pommersche Stadt Stolp, wo der Vater eine Stelle als Kastellan an der Loge „Zur Morgenröte des höheren Lichts“ versah. In Stolp verlebte Grosz seine Kinder- und Jugendjahre und besuchte die Stephanoberschule. Von 1909 bis 1911 studierte er an der Kunstgewerbeschule Dresden unter Richard Müller und ab 1912 an der Berliner Kunstgewerbeschule. Dort entwickelte er ein starkes Interesse an satirischer Kunst und sozialkritischer Darstellung – Einflüsse, die sein späteres Werk prägten. 1913 verbrachte Grosz einige Monate in Paris, wo er die Académie Colarossi besuchte und von der Kunst der Moderne inspiriert wurde.

Erster Weltkrieg

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Grosz im August 1914 freiwillig, wurde jedoch schon im Mai 1915 aufgrund gesundheitlicher Probleme als dienstuntauglich entlassen. Aufgrund der hohen Verluste und des akuten Soldatenmangels an der Front, wurde Grosz 1917 noch einmal eingezogen und sollte nach eigener Angabe kurz danach als Deserteur erschossen werden. Die angedrohte Hinrichtung war die Folge eines Kriegsgerichtsverfahrens wegen Befehlsverweigerung und Fahnenflucht, weil er einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Das ist bemerkenswert: Grosz sollte also hingerichtet werden, weil er einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Durch die Intervention des Kunstmäzens Harry Graf Kessler wurde er gerettet und als "Kriegszitterer" in eine Nervenheilanstalt für "Kriegsirre" überwiesen. Am 20. Mai 1917 wurde er wieder als „dienstunbrauchbar“ entlassen und ging zurück nach Berlin, wo er sich in das Großstadtleben stürzte. Noch 1917 schloss er sein frühes Hauptwerk „Metropolis“ ab, das Berlin als eine Stadt des entfesselten Chaos beschreibt.

Der Erste Weltkrieg hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf Grosz. Die traumatischen Erfahrungen verarbeitete er in drastischen Darstellungen von Kriegsveteranen und Leidenden. Aus Protest gegen den deutschen Nationalismus anglisierte er 1916 seinen Namen von Georg Groß zu George Grosz.

Weimarer Republik

Nach dem Krieg schloss sich Grosz in Berlin der politisch-radikalen Dada-Gruppe an, zusammen mit Künstlern wie John Heartfield und Raoul Hausmann. 1920 war er einer der Organisatoren der „Ersten Internationalen Dada-Messe“. In dieser Zeit veröffentlichte er zahlreiche politisch-satirische Zeichnungen in den Mappenwerken des Malik-Verlags und in Zeitschriften wie „Jedermann sein eigner Fussball“ und „Die Pleite“. Grosz wurde zur zentralen Figur der Neuen Sachlichkeit und als „Maler der Weimarer Verhältnisse“ zu einem der bekanntesten Künstler der Republik. Mit seinen Karikaturen entlarvte er die sozialen Missstände, die Korruption und den moralischen Verfall der Nachkriegsgesellschaft.

Unter dem Eindruck der Novemberrevolution wurde er 1919 Mitglied der KPD und der Novembergruppe und stellte seine Kunst in den Dienst des Proletariats: Künstler hätten die Aufgabe, sich am Kampf für die Freiheit zu beteiligen. Seine Kunst wurde zu einer scharfen Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft und dem Militarismus. Seine beißenden Karikaturen brachten ihm wiederholt Konflikte mit den Behörden ein – wegen „Beleidigung der Reichswehr“ und „Verbreitung unsittlicher Darstellungen“. Zu seinen berühmtesten Werken aus dieser Zeit gehören „Die Stützen der Gesellschaft“(1926) und die Grafikmappe „Ecce Homo“ (1923), die für ihre scharfe Gesellschaftskritik bekannt sind. Neben seiner Arbeit als Maler und Grafiker illustrierte er für linke und satirische Zeitschriften wie „Ulk“, „Der Knüppel“ und „Simplicissimus“.

Exil in den USA und Rückkehr

Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wurde Grosz 1933 zur Flucht gezwungen. Seine Werke wurden als „entartet“ diffamiert. Schon vor der Machtübernahme im Januar 1933 emigrierte Grosz zunächst nach Frankreich und anschließend in die USA, wo er sich in New York niederließ. Er arbeitete dort als Kunstlehrer – u. a. an der Art Students League of New York – und schrieb 1946 seine Biografie „A Little Yes and a Big No“. Stilistisch entfernte er sich nun zunehmend von der scharfen politischen Satire und wandte sich einer eher poetischen, melancholischen Malerei zu. Er malte zunehmend im Stil der Malerei des amerikanischen Wirtschaftswunders und fand nie wieder zu dem politkritischen Biss seiner Weimarer Zeit zurück, was ihm von Kritikern oft vorgeworfen wurde.

In seinem Spätwerk verarbeitete er die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und der Atombombe und fühlte sich in den späten 1940er und 1950er Jahren in den USA zunehmend entfremdet. 1959 kehrte er nach Berlin zurück, wo er kurz danach am 6. Juli 1959 an den Folgen eines Treppensturzes verstarb.

George Grosz

George Grosz 1930