Clara Arnheim war eine Berliner Landschaftsmalerin, die im Alter von 77 Jahren im KZ Theresienstadt ermordet wurde. Sie war eine Pionierin der künstlerischen Emanzipation. Obwohl sie zu Lebzeiten Anerkennung fand und regelmäßig ausstellte, ist sie in Vergessenheit geraten und ein Großteil ihres Œuvres verloren gegangen.
Künstlerische Ausbildung
Clara Arnheim wurde am 24. April 1865 in Berlin in eine assimilierte jüdische Familie geboren. Ihre Eltern waren der Arzt Adolf Arnheim und Friederike Stettiner, verwitwete Volkmar. Clara Arnheim wuchs in einem kulturell offenen Umfeld auf, in dem Musik, Literatur und Bildende Kunst eine große Rolle spielten. Schon früh zeigte sie zeichnerisches Talent, das von ihrer Familie gefördert wurde. Sie erhielt zunächst privaten Unterricht, bevor sie – wie viele Künstlerinnen ihrer Zeit – auf inoffizielle Ausbildungswege angewiesen war, da die staatlichen Akademien Frauen noch nicht zuließen. Entgegen den gesellschaftlichen Konventionen für Frauen ihrer Zeit entschied sich Arnheim früh für eine Karriere als Berufskünstlerin. Sie erhielt ihre künstlerische Ausbildung in Berlin, unter anderem bei Franz Skarbina, gefolgt von einem prägenden Aufenthalt in Paris, wo sie bei Edmond Aman-Jean und Eugène Laurent studierte. Trotz ihrer jüdischen Herkunft ließ sie sich als Erwachsene evangelisch taufen, was sie jedoch später nicht vor Verfolgung schützte.
Clara Arnheim entwickelte einen impressionistischen Malstil, der sich im Laufe der Zeit zu expressiveren Elementen hin öffnete. Ihre Werke, darunter Öl- und Aquarellgemälde sowie Grafiken, zeichnen sich durch lebendige Farbkompositionen und die Fähigkeit aus, die Atmosphäre von Orten und Menschen einzufangen.
Die Sommer auf Hiddensee
Ein zentraler Ort in ihrem Leben und Werk war die Insel Hiddensee. Viele Sommer verbrachte sie dort und machte die spröde Landschaft, das Meer und das Leben der Fischer zu ihren bevorzugten Motiven. Anfang der 1920er Jahre gründete sie zusammen mit Henni Lehmann den "Hiddensoer Künstlerinnenbund", den einzigen Zusammenschluss von Malerinnen außerhalb der Großstädte, der deutschlandweit Bekanntheit erlangte. Arnheim war zudem aktives Mitglied in verschiedenen anderen Kunstvereinen, darunter der Verein der Berliner Künstlerinnen, der Lyceum-Club Berlin und der Deutsche Künstlerbund. Sie beteiligte sich rege an Ausstellungen, unter anderem an der Berliner Secession. Für ihre Grafiken auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik "Bugra" 1914 in Leipzig erhielt sie eine Goldmedaille.
Die "Malweiber" von Hiddensee
Die Gründung des "Hiddensoer Künstlerinnenbundes" war ein emanzipatorischer Akt. Die Künstlerinnen, zu denen neben Clara Arnheim auch Henni Lehmann, Elisabeth Büchsel und Julie Wolfthorn gehörten, wurden von den Einheimischen anfangs belächelt und als "Malweiber" bezeichnet. Sie trugen Rucksäcke mit Farben und Staffeleien und malten direkt in der freien Natur – ein ungewohnter Anblick für die Inselbewohner. Die Künstlerinnen ließen sich von den Traditionen der Insel und dem Leben der Fischer inspirieren.
Verfolgung und Ermordung in Theresienstadt
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 änderte sich Clara Arnheims Leben dramatisch. Als Jüdin erhielt sie Berufs- und Reiseverbot. Der "Hiddenseer Künstlerinnenbund" musste sich auflösen. Sie wurde systematisch drangsaliert, unter anderem durch das Vorenthalten von Lebensmittelmarken. Ihre Nachbarn auf Hiddensee unterstützten sie heimlich.
Die letzten Jahre vor ihrem Tod lebte Clara Arnheim zurückgezogen in Berlin. Sie wurde zunehmend isoliert und ihre Bilder durften nicht mehr gezeigt werden. Clara Arnheim wurde am 9. Juli 1942, zusammen mit 100 anderen Personen, mit dem 18. Alterstransport vom Anhalter Bahnhof in Berlin in das KZ Theresienstadt deportiert, wo sie nur sechs Wochen später, am 28. August 1942, verstarb. Theresienstadt wurde zwar als "Altersghetto" deklariert, war aber tatsächlich ein Durchgangslager in die Gaskammern im Osten und ein Konzentrationslager.
Beim Eintreffen in Theresienstadt war Clara Arnheim 77 Jahre alt und bereits gesundheitlich geschwächt. In der nebenstehenden Todesfallanzeige der SS wird wie sooft "Herzschwäche" angegeben. Aber auch wenn dem so gewesen wäre, handelt es sich auch bei Clara Arnheim um einen Mord. Denn alte Menschen starben in Theresienstadt an den Folgen der Haftbedingungen, des Hungers und der Entbehrungen. Clara Arnheim war unverheiratet und hatte keine Kinder.
Heute erinnern Stolpersteine in Berlin-Charlottenburg und auf Hiddensee an ihr Schicksal. Ihre Werke befinden sich unter anderem im Landesmuseum Braunschweig und in privaten Sammlungen. Ein Werkverzeichnis wird aktuell im Rahmen einer Forschungsarbeit der Kunsthistorikerin Gabriela Jaskulla erstellt. Die Forschung zielt darauf ab, das künstlerische Erbe Clara Arnheims zu dokumentieren und zu sichern, da bisher kein vollständiger Überblick über ihr Schaffen existierte.